Nachhaltige Vorgärten – Permakultur im Kleinen

Bist Du die letzte Zeit schon mal mit offenen Augen durch die Straßen gegangen?
Nein – dann schau das nächste Mal rechts und links vom Bürgersteig in die Vorgärten Deiner Nachbarschaft. Dort wirst Du ein ganz neues Bild von Vorgärten entdecken. Grau in Grau, ab und zu ein paar weiße oder schwarze Akzente.

Das Highlight bilden 2 perfekt im Quadrat geschnittene Koniferen.

Kein Fleckchen Erde, keine bunte Blume, kein Unkraut, kein Leben. Diese Vorgärten sind leider reine tote Steinwüsten. Oft werden sie als „Steingärten“ benannt – haben aber nichts mit einem biologisch wertvollen Steingarten gemein. Wieso das so ist, kannst Du hier nachlesen.

Warum alle Schottergärten haben wollen

Kein Unkraut – keine Arbeit, dass ist die Hoffnung zukünftiger Schottergärtenbesitzer. Außerdem soll es das ästhetische Gesamtbild von Haus und Garten unterstützen. Moderne und geradlinige Elemente erfreuen sich an immer größer werdender Beliebtheit. Keiner möchte mehr nach langen Arbeitstagen am lang ersehnten Wochenende mühselig Unkraut zupfen, zeitgleich soll der Garten aber auch ein gepflegtes Erscheinungsbild nach Außen hin bieten.

Also wird der Boden eingeebnet, mit Unkrautfolie abgedeckt und dick mit Schotter in allen Größen, Farben und Formen bedeckt. Wer doch noch etwas Grün haben möchte, pflanzt ein wunderschön in Form geschnittenes Bäumchen in die Mitte der sonst so kargen Steinwüste. Fertig ist es, der pflegeleichte Garten. Bis auf das anfängliche Bemühen und Herrichten fällt keine weitere Arbeit an, oder? Leider muss ich Euch da ein wenig enttäuschen. Wind und Regen bringen nach und nach Sand, Erde, Blätter und Staubpartikel auf die geschotterten Flächen. Durch den Wind eingetragene Samen können auch dort schnell keimen.

Der Schotter lässt sich von alldem aber nicht mehr vollständig reinigen. Denn meist schon im zweiten oder dritten Jahr wirst Du die ersten kleinen grünen Pflänzchen zwischen dem Schotter entdecken. Spätestens nach ein paar weiteren Jahren wirst Du wie jeder andere auch wieder regelmäßig Unkraut zupfen müssen. Und ich kann garantieren, im Sommer bei strahlendem Sonnenschein in dieser Steinwüste stundenlang auf Knien Unkraut zu entfernen, macht wirklich keinen Spaß..

Was ist das Problem mit den Schottergärten?

Schottergärten haben nicht nur das Problem mit dem schnell wiederkehrenden Unkraut, sondern noch viele mehr. Es fängt mit dem Abdecken des Bodens an. Vor dem Anlegen wird die „Beetfläche“ zuerst begradigt und meist verdichtet. Darauf
folgt im besten Fall ein Unkrautschutzvlies, im schlimmsten Fall eine wasserundurchlässige Folie. Das hat zur Folge, dass keine Feuchtigkeit in den Boden gelangt. Der Boden trocknet aus und wird steinhart. Kleintiere, Pflanzen und Mikroben sterben nach und nach ab. Kurz um, schon nach kurzer Zeit ist der Boden tot.

Nun wird eine dicke Schicht Schotter auf der Folie ausgebracht. Diese oft schwarzen oder grauen Steine erhitzen sich schon bei geringer Sonneneinstrahlung sehr schnell auf Temperaturen von über 60 Grad! So ist es auch ein äußerst schwieriger Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Kaum eine Pflanze kann dort wachsen. Die Fläche bietet keinen Schutz für Tiere, keine Nahrung und auch kein Wasser! Werden eventuell doch noch vereinzelt Grünpflanzen in die Fläche gesetzt, sind sie genauso den widrigen Umständen ausgesetzt.

Diese Pflanzen brauchen im Sommer besonders viel Wasser, denn der Boden ist ausgelaugt und speichert fast kein Wasser mehr. Außerdem ist die Hitze eine besonders schwere Hürde für viele Pflanzen. Oft gehen sie ein oder kümmern vor sich hin. Im Winter ist die Kälte ein Problem. Der Schotter bietet keinerlei Schutz vor Wind und Wetter. Die gesetzten Pflanzen leiden unter den stark wechselnden Temperaturen. Wenn Du Pech hast, wirst Du nach ein paar Jahren die mühsam gesetzten Pflanzen wieder heraus reißen. Am Ende hast Du die Pflanzen durch weiteren Schotter ersetzt.

Gesetzliche Grundlagen für Schottergärten

Durch die immer häufigeren, durchaus hitzigen, öffentlichen Diskussionen rund um Schottergärten gibt es mittlerweile Gespräche um ein bundesweites Verbot von Schottergärten. Einige Städte und Gemeinden haben bereits ein Verbot
ausgesprochen und fordern auch den Rückbau von bereits bestehenden Schottergärten. Eigentlich existiert bereits ein Gesetz, welches Schottergärten verbietet. In der Bauordnung der einzelnen Länder ist festgesetzt, das nicht überbaute Flächen begrünt werden müssen. Ausgenommen davon sind zweckmäßige Befestigungen.

Lediglich Sachsen und Bremen haben diese Verordnung nicht. Bremen jedoch verbietet das Verunstalten von Freiflächen, worunter Schottergärten auch fallen. Viele Hausbesitzer ignorieren diese Bauordnung jedoch. Auch weisen ausführende Firmen in der Regel oft nicht auf den Verstoß gegen die Bauverordnung hin.

Ein Verstoß kann aber auch mit einem empfindlichen Bußgeld bestraft werden. Du solltest dir also nicht nur Gedanken um den Verzicht eines biologisch sinnvollen Gartens machen, sondern auch über mögliche Kosten nachdenken – ein Rückbau kann ziemlich teuer werden.

Steingärten – die sinnvolle und pflegeleichte Alternative

Natürlich möchte niemand einem einen pflegeleichten Vorgarten verbieten. Aber es müssen nicht gleich tote Schottergärten sein. Zum Beispiel kann ein Steingarten eine schöne Alternative sein, die ebenfalls sehr gestalterisch geplant werden kann.

Wichtig ist hier: ein Steingarten ist ein biologisch wertvoller Lebensraum mit Platz für eine Vielfalt an Tieren und Pflanzen!

Stehst Du also vor der Neuanlegung Deines Vorgartens, kannst Du auch auf den Steingärten zurückgreifen.

Doch was ist überhaupt ein Steingarten? Ein Steingarten bezeichnet die durch Steine und Kies nachgestaltete alpine Landschaft. Diese wird durch Steinmauern, Plateaus, Hügeln und Senken erarbeitet. Bepflanzt wird der klassische alpine Steingarten mit Gebirgspflanzen, aber auch trockenheitsresistente und wärmeliebende Pflanzen können dort ihren Platz finden. Schön sind gemischte Bepflanzungen nach verschiedenen Klimabereichen.

Möchtest du also einen Steingarten anlegen, solltest Du zuerst Bereiche definieren. Zentral eignet sich zum Beispiel eine exponierte Hügellandschaft, die eine Sonnen- und Schattenseite hervorbringt. Als Abschluss des Gartens eignen sich besonders gut Trockenmauern, die zu ihren Enden hin abflachen. Diese müssen gar nicht so hoch sein, 30 bis 50 cm reichen hier völlig.

Freiflächen zwischen den einzelnen Elementen werden zuerst noch nicht verplant, sondern für eine spätere Gestaltung mit Pflanzen bedacht. Mit größeren Steinen und Findlingen kannst du ganz nach Deinem Geschmack eine kleine Hügellandschaft gestalten. Sie sollte allerdings maximal die Hälfte Deiner Fläche einnehmen und vor alle in die Höhe gebaut werden.

Mittels flachen Steinen oder gut zu stapelnden Steinen kannst Du nun Deine Trockenmauern bauen. Hier eignen sich auch gut alte Ziegelsteine für. Klassischerweise werden Trockenmauern lediglich gestapelt – für einen besseren
Halt kannst De die Steine aber mit einem kleinen Klecks Mörtel in der Mitte etwas fixieren.

Schau dir nun an, wie sich der zukünftige Lebensraum verändert hat. Wo sind schattigere Bereiche? Wo scheint den ganzen Tag die Sonne hin? Gibt es sehr windige Bereiche? Anhand dieser Erkenntnisse kannst du nun gezielt Pflanzen aussuchen.

Hier eignen sich oft Fetthennen, Hauswurz und andere Sukkulenten. Aber auch viele mediterrane Pflanzen können an die noch steinigen Randbereiche gepflanzt werden. Die Freiräume kannst Du entweder mit einem Kies, Sand und Erde Gemisch befüllen und mit trockenheitsliebenden Pflanzen bestücken oder mit akzentvollen Gräsern bepflanzen. Aber auch kleine Steinfiguren Tonkrüge oder Ähnliches können sich ganz hübsch machen. Du kannst Deiner Kreativität freien Lauf lassen, es empfiehlt sich aber unbedingt auf die Bedürfnisse der Pflanzen zu achten.

Alternativen zu Steingärten

Möchtest Du nicht unbedingt einen Steingarten – und natürlich auch keinen Schottergarten – anlegen, gibt es natürlich auch noch relativ pflegeleichte Alternativen. Das A und O dabei ist vor allem ein geschützter und wasserdurchlässiger Boden. Nur so bleibt er gesund und vital.

Eine Alternative ist der Staudengarten. Einmal richtig angelegt ist die Pflege relativ gering und die Blütenpracht sieht nicht nur gut aus, sondern bietet auch Nahrung und Lebensraum für etliche Insekten und andere Tiere. Gestalterisch sind hier kaum Grenzen gesetzt, ob für vollsonnige oder schattige Bereiche, alles ist machbar. Ich empfehle unbedingt auf mehrjährige und winterharte Stauden zu setzen. So muss nicht jedes Jahr viel neu gepflanzt werden. Lediglich ein Rückschnitt im Herbst oder zeitigen Frühjahr steht dann an.

Der Boden wird mit einer dicken Schicht Rindenmulch oder Holzhackschnitzeln abgedeckt. Ja, hier gibt es auch mal Unkräuter oder der Mulch muss aufgefüllt werden, aber ich würde mal ganz frech behaupten, dass im Jahr maximal ein Tag Arbeit entsteht.

Idealerweise werden die Stauden so gepflanzt, dass sie im Sommer den Boden zusätzlich dicht abdecken. So entsteht während der Vegetationszeit noch weniger Unkraut. Für ein schönes Frühjahrsbild können zwischen den Stauden Zwiebelgewächse gesteckt werden.

Gräser können das gesamte Bild auflockern und sind auch im Winter ein schönes Bild. Natürlich ist die erste Gestaltung etwas aufwändiger, kommt aber mit der Gestaltung eines Steingartens am Ende gleich.

Fazit

Am Ende muss natürlich jeder selbst entscheiden, wie er seinen Vorgarten gestalten möchte. Wie naturnah, ökologisch und biologisch sinnvoll der Vorgarten dann ist, liegt also an Dir! Wahrscheinlich werden unökologische Gärten bald bundesweit
verboten sein und damit auch die Schottergärten aus unserem Ortsbild verbannt. Aber mit einer gesetzlichen Regelung ist es nicht allein getan. Es muss ein Umdenken in den Köpfen von uns Menschen geschehen. Jeder muss für sich entscheiden, welches Ziel er anstreben und wie viel Zeit er dafür aufwenden möchte. Und wie schon gesagt, ein ökologisch sinnvoller Garten braucht unterm Strich viel weniger Arbeit als ein mühevoll angelegter Schottergarten.

Ich würde also sagen, gehe zum nächsten Gärtner Deines Vertrauens und lass Dich dort im Zweifel rund um einen ökologischen Garten beraten. Wichtig ist hier auch, dass Du nicht alles auf einmal machen musst. Wenn Du jedes Jahr einen kleinen Bereich umsetzt, wirst Du bald einen artenreichen und vielfältigen Vorgarten besitzen.

Ich wünsche Dir viel Spaß dabei!

Für diesen tollen Beitrag möchten wir uns bei Michelle Wegerle von https://www.selfandhandmade.de bedanken.