Immer wieder tauchen im Internet und in der einschlägigen Gartenteich-Literatur Tipps zur Bekämpfung von Algenblüten mit Hilfe von Gersten- oder Weizenstroh auf. Manchmal bekommt man sogar genaue Anweisungen wie viel Stroh für so und so viel Teichvolumen gebraucht wird. Z.B. man nimmt 2 bis 3 Hände voll Stroh pro 10 Teilvolumen und stopft es in einen Nylonsack oder in einen Kartoffelsack aus Jute. Das wären dann bei einem kleinen Teichvolumen von 1.000 Liter bereits 200 bis 300 Hände, bzw. 50 bis 75 Volumenliter voll Stroh. Ein als Fischteich konzipierter Gartenteich sollte ein Wasservolumen von wenigstens 5.000 bis 7.000 Liter haben, dann würde man zur Algenbekämpfung sogar 250 bis 525 Liter an Stroh, also eine ganze Badewanne voll benötigen. In anderen Texten geht man von 25kg Stroh für ein Teichvolumen von 4 bis 15m3 aus. Den Sack soll man in den Teich hängen oder mit einem Stein beschweren und auf den Teichgrund versenken.
Bei der Zersetzung des Strohs sollen Stoffe freigesetzt werden, die das Algenwachstum hemmen. Mag sein, dass dies funktioniert. Aber in jedem Fall ist der Schaden, den das sich zersetzende und faulende Stroh im Wasser anrichtet als der Nutzen. Denn damit werden sich zunächst einmal Bakterien im Wasser rasant vermehren, die an den Zersetzungsprozessen beteiligt sind. Dann folgt auf die Algenblüte eine Bakterientrübung. Das zehrt an den Sauerstoffreserven im Teich. Und wenn man „Glück“ hat und der Teich nicht endgültig umkippt, werden schließlich so viele Nährstoffe freigesetzt und der Teich völlig überdüngt. Damit ist dann die nächste Algenblüte bereits vorprogrammiert. Vor allem in einem Gartenteich mit Fischen sollte man auf solche Experimente mit Stroh gefüllten Säcken verzichten, sonst schwimmen die Fische bald kieloben.
Solche Tipps können genauso verheerende Folgen haben wie der immer wieder auftauchende Ratschlag, man solle im Winter den Teich mit einem ins Wasser gestellten Strohbündel teilweise eisfrei halten.
Algen im Teich?
Algen vermehren sich besonders stark bei hoher Sonneneinstrahlung und Erwärmung des Teichwassers und in kalkreichem, alkalischem Wasser. Daher gilt es vor allem Planungsfehler beim Bau des Teiches zu vermeiden: Ein Teil der Wasserfläche muss im Schatten oder wenigstens Halbschatten liegen und zur Uferbefestigung und als Bodengrund dürfen weder Kalkgestein, noch kalkhaltiger Kies verwendet werden. Der pH-Wert im Teich kann bis in den leicht sauren Bereich (pH 6 <7) gesenkt werden, da das Algenwachstum gehemmt wird und sich erst gar keine Algenblüte entstehen kann. Dazu hängt man einen Nylon- oder Jutesack ins Wasser, der mit ungedüngtem Torf gefüllt ist. Da mit den langsam austretenden Gerb- und Huminstoffen auch das Bakterienwachstum gehemmt wird, entstehen im Wasser keine Zersetzungsprodukte, die am Sauerstoffgehalt zehren und die Wasserqualität verschlechtern. Oder man schon einmal in einem Moor eine Algen- und Bakterienblüte gesehen? Wohl kaum! Und die meisten Fischarten vertragen ein Absenken des pH-Wertes; erst unterhalb von pH 5.6 wird es kritisch. Wer keinen Sack gefüllt mit Torf in den Teich hängen will, der kann auch eine Kammer des Teichfilters mit ungedüngtem Torf füllen.
Fazit: Mit Stroh bekämpft man lediglich die Symptome einer Algenblüte, satt durch grün färbst sich das Wasser durch die Bakterien milchig grau, viele, sauerstoffzehrende und das Wasser belastende Substanzen werden freigesetzt, der Teich mit Nährstoffen überdüngt, und schließlich muss man ja auch noch die abgestorbenen Algen irgendwie aus dem Teich entfernen.
Setzt man statt Stroh ungedüngten Torf ein, dann kommt es erst gar nicht zu einer Massenvermehrung von Algen, gelichzeitig wird das Bakterienwachstum gehemmt und das Wasser färbt sich zwar durch die Humin- und Gerbstoffe leicht gelblich oder bräunlich, es bleibt aber völlig klar und schwebstofffrei. Mit dem Einsatz von Torf hat man also eine nachhaltige Methode zur Hand, die Ursachen für eine Algenblüte zu beseitigen.
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